Ein weit verbreitetes medizinisches Thema, das oft aus Schamgefühl verschwiegen wird, ist die Inkontinenz. Inkontinenz betrifft Menschen unterschiedlichen Alters und Geschlechts und kann vielfältige Ursachen haben.
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Übersicht
Man unterscheidet allgemein zwischen Harn- und Stuhlinkontinenz
- Harn- und Stuhlinkontinenz können auch gleichzeitig auftreten
- Die Ursachen von Inkontinenz sind sehr vielfältig, wirken sich jedoch alle auf die Funktionsweise der Harnblase aus
- Die Behandlung richtet sich in der Regel nach der Ursache der Inkontinenz
Definition
Inkontinenz bezeichnet das unkontrollierte Ablassen von Urin oder gelegentlich Stuhl. Es ist wichtig zu betonen, dass Inkontinenz kein eigenständiger Zustand ist, sondern vielmehr ein Symptom für andere zugrunde liegende Ursachen.
Harninkontinenz
Obwohl Harninkontinenz im Volksmund als „Blasenschwäche“ bezeichnet wird, ist die Blase nicht immer die alleinige Ursache. Es gibt fünf verschiedene Formen dieses Zustands:
- Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz) wird durch körperliche Anstrengung ausgelöst, die den Druck im Bauchraum erhöht, wie z.B. beim Heben schwerer Gegenstände, Husten, Niesen oder Lachen. Betroffene verlieren dabei unbeabsichtigt Urin. In schweren Fällen kann Urin bei jeder Bewegung austreten, sogar im Stehen oder Liegen, unabhängig vom Harndrang.
- Dranginkontinenz äußert sich in plötzlich auftretendem und häufigem Harndrang (manchmal mehrmals pro Stunde), obwohl die Blase noch nicht voll ist. Der Urin wird schwallartig abgegeben, was es den Betroffenen oft schwer macht, rechtzeitig eine Toilette aufzusuchen.
- Reflexinkontinenz betrifft Personen, die den Füllungszustand ihrer Blase nicht mehr spüren und die Entleerung nicht mehr kontrollieren können.
- Überlaufinkontinenz führt dazu, dass bei einer vollen Blase kontinuierlich kleine Mengen Urin abfließen. Es kann auch permanentes Harndranggefühl geben.
- Bei extraurethraler Harninkontinenz tritt unkontrollierter Urinverlust ständig auf, jedoch nicht über die Harnwege, sondern durch andere Öffnungen (medizinisch: extraurethral), wie die Scheide oder den After.
Stuhlinkontinenz
Menschen, die unter Stuhlinkontinenz leiden, haben Schwierigkeiten, den Darminhalt und Darmgase im Enddarm willentlich zurückzuhalten. Es gibt drei Schweregrade dieser Form von Inkontinenz:
- Teilinkontinenz 1. Grades: unkontrollierter Verlust von Luft und gelegentliches Stuhlschmieren bei Belastung.
- Teilinkontinenz 2. Grades: Betroffene können Darmgase und dünnen Stuhl nicht kontrollieren.
- Totalinkontinenz: vollständiger Verlust der Kontrolle über die Darmentleerung, verbunden mit ständigem Stuhlschmieren. Auch fester Stuhl kann verloren gehen. Ähnlich wie bei der Harninkontinenz unterscheidet man auch hier zwischen Fällen, in denen die Betroffenen zwar spüren, dass Stuhl abgeht, es jedoch nicht rechtzeitig zur Toilette schaffen, und Fällen, in denen der Stuhlabgang unerwartet auftritt.
Ursachen
Harninkontinenz:
Vielfältige Auslöser wirken sich auf die Harnblase aus, die zwei Hauptfunktionen erfüllt: Urin speichern und Harnblase zum gewünschten Zeitpunkt entleeren.
Belastungsinkontinenz:
Störungen im Verschlussmechanismus zwischen Blasenhals und Harnröhre werden durch folgende Faktoren verursacht:
- Vorwölbung der Harnblase
- Verletzung des Beckenbodengewebes
- Nervenverletzungen und -reizungen
Dranginkontinenz:
Fehlübertragung des „Blase voll“-Signals an das Gehirn führt zu unkontrolliertem Harndrang. Mögliche Auslöser sind:
- ständige Blasenreizungen durch Blasensteine oder Harnwegsinfekte
- neurologische Krankheiten wie Multiple Sklerose, Parkinson, Alzheimer, Hirntumor oder Schlaganfall
- psychische Faktoren
- unzureichend behandelte Diabetes mellitus: Toxine aufgrund erhöhten Blutzuckers beeinträchtigen das Nervensystem
- Nervenschäden oder -reizungen nach Operationen
Reflexinkontinenz:
Eine Schädigung der Nerven im Gehirn oder Rückenmark, die die Blase steuern, führt zur Reflexinkontinenz. Dies kann bei Querschnittslähmung oder neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, MS, Schlaganfall oder Alzheimer auftreten.
Überlaufinkontinenz:
Harnflussstörungen resultieren aus einer Blockade des Blasenausgangs, bedingt durch vergrößerte Prostata oder Harnröhrenverengung durch Tumore oder Harnsteine.
Extraurethrale Inkontinenz:
Fehlbildungen oder Fisteln können diese Inkontinenzform verursachen. Eine Fistel ist eine unnatürliche Verbindung zwischen Hohlorganen oder einem Hohlorgan und der Körperoberfläche. Extraurethrale Inkontinenz tritt auf, wenn eine Fistel zwischen dem harnableitenden System und Haut, Darmtrakt oder weiblichem Genitaltrakt besteht.
Stuhlinkontinenz:
Angeborene Stuhlinkontinenz ist selten. Häufiger ist erworbene Inkontinenz auf Schädigung des Kontinenzorgans (Anorektum) zurückzuführen. Mögliche Gründe sind:
- Verletzungen, z.B. durch Geburten oder Operationen: Schließmuskel-Funktionsstörung oder Beeinträchtigung der Nervenwahrnehmung am Darmausgang
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn
- neurologische Krankheiten wie Demenz oder Multiple Sklerose
- Vorfall (Prolaps) des Mastdarms oder Enddarms
- Darmträgheit und Verstopfung: Festsitzender Stuhl verursacht Blockaden, durch die nur wässriger Stuhl passieren kann.
- Schwächung des Beckenbodens
- Medikamente wie Abführmittel, Antidepressiva oder Parkinson-Medikamente
- ausgeprägte Hämorrhoiden
- Tumore im Enddarmbereich (z.B. Mastdarmkrebs)
Behandlung
Die Herangehensweise richtet sich nach der Art und Ursache der Inkontinenz sowie den individuellen Lebensumständen der Betroffenen.
Bewältigung von Harninkontinenz
Beckenbodentraining | Bei Belastungsinkontinenz Unter Anleitung eines Physiotherapeuten Ziel: Reduzieren der Belastung des Beckenbodens im Alltag Ablegen von falschen Anspannungsmustern Stärkung des Beckenbodens |
Biofeedbacktraining | Für Patienten, denen es schwer fällt die Beckenbodenmuskeln und Schließmuskeln zu spüren Sonde im Enddarm misst Kontraktionen des Beckenbodens Optisches oder akustisches Signal wird ausgelöst als Feedback, ob bei der Beckenbodengymnastik die richtigen Muskeln angespannt bzw. entspannt werden |
Elektrotherapie | Training der Beckenbodenmuskulatur durch elektronische, schmerzlose Impulse |
Toilettentraining (Blasentraining) | Patienten führen ein Miktionsprotokoll, eingetragen wir: Wann man Harndrang verspürt Wann und wie viel Urin ausgeschieden wurde Ob das Wasserlassen kontrolliert oder unkontrolliert erfolgt Was, wie viel und wann getrunken wurde Trink- und Miktionsplan wird vom Arzt erstellt Ziel: unkontrollierten Harndrang durch geregeltes Entleeren der Blase verhindern Wichtig: nur mit ärztlicher Begleitung durchführen |
Hormonbehandlung | Bei Inkontinenz als Folge von Östrogenmangel oder in/nach den Wechseljahren Östrogenpräparat zur lokalen Anwendung |
Medikamente | Je nach Form der Inkontinenz: Krampflösende Medikamente (Dranginkontinenz) Alpharezeptorenblocker (Überlaufinkontinenz oder Reflexinkontinenz) |
Katheter | Bei Reflexinkontinenz Regelmäßiges entleeren der Blase über einen Katheter |
Operation | Bei extraurethraler Inkontinenz (Verschluss der Fistel) Bei einer Inkontinenz ausgelöst durch eine vergrößerte Prostata Falls nicht-operative Therapiemaßnahmen nicht wirksam waren |
Therapie von Stuhlinkontinenz
Auch bei Stuhlinkontinenz können Methoden wie Beckenbodentraining, Elektrotherapie und Toilettentraining positive Ergebnisse erzielen. Zusätzliche Optionen umfassen:
- Stimulationsgeräte, welche die Koordination zwischen Gehirn, Beckenboden, Darm und Schließmuskel verbessern
- Gezielte Verwendung von Abführmitteln zur Darmentleerung
- Medikamente zur Hemmung der Darmbewegung (Peristaltik), um die Stuhlfrequenz zu reduzieren
- Chirurgischer Eingriff wie die Reparatur verletzter Schließmuskeln oder das Einsetzen von künstlichen Schließmuskeln