Es gibt viele verschiedene Gründe für Schwindel, eines der häufigsten Symptome in der Medizin, von harmlos bis potenziell lebensbedrohlich. Eine genaue Anamnese ist entscheidend, um die mögliche Ursache zu ermitteln. Begleitsymptome, die fast immer mit Schwindel auftreten, sind wichtige Hinweise für die Diagnose und Behandlung.
So kann DeinArzt.digital bei Schwindel helfen
Im Rahmen eines virtuellen Arztgesprächs erhalten Sie innerhalb weniger Minuten eine persönliche Beratung und bei Bedarf ein Rezept für ein geeignetes Medikament zur Erstversorgung. Das Rezept wird Ihnen im Anschluss an das Gespräch per App ausgestellt, und Sie können es in einer nahegelegenen Apotheke einlösen oder bequem nach Hause liefern lassen. Außerdem besteht die Möglichkeit einer Krankschreibung, falls erforderlich.
Übersicht
- Es gibt verschiedene Arten von Schwindel mit etlichen Ursachen aus unterschiedlichen Fachbereichen.
- Schwindel ist eine als unangenehm empfundene Störung des Gleichgewichts, also der Stabilität des Körpers im Raum, mit Wahrnehmungen wie Drehen, Schwanken, Unsicherheit beim Gehen, Stehen, sich Aufrichten.
- Fachärzte wie Hausärzte, HNO-Ärzte, Neurologen, Internisten, Orthopäden und Psychiater beschäftigen sich mit dem Symptom Schwindel.
- Wenn Schwindelanfälle sich plötzlich und heftig äußern, wiederkehren oder bei bestimmten Kopfbewegungen auftreten, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
- Manchmal liegt keine Krankheit zugrunde, beispielsweise bei Schwangerschaft, niedrigem Blutdruck oder Höhenangst.
- Die richtige Ursache für Schwindel ist die Basis für eine entsprechende Therapie. Die Suche nach der Ursache ist jedoch nicht immer einfach.
- Begleitsymptome sind wichtige Hinweise und sollten sorgfältig erfragt und untersucht werden.
Definition
Schwindel (auch als Vertigo bezeichnet) ist eine Störung des räumlichen Empfindens, die als unangenehmes bis beängstigendes Ungleichgewicht wahrgenommen wird und oft mit einer Neigung zum Fallen einhergeht.
Es gibt zwei Arten von Schwindel, unabhängig von der Ursache:
- Gerichteter Schwindel: Dieser umfasst Dreh- oder Liftschwindel mit Illusionen von Bewegungen in der Umgebung oder am eigenen Körper. Er deutet darauf hin, dass das vestibuläre System nicht richtig funktioniert (vestibuläre Störung).
- Ungerichteter Schwindel: Dieser umfasst Schwank- oder Benommenheitsschwindel ohne Bewegungsillusionen. Er weist darauf hin, dass andere Körpersysteme nicht richtig funktionieren (nicht-vestibuläre Störung).
Verschiedene Arten von Schwindel :
Benommenheitsschwindel | Empfindung von Benommenheit und Taumeligkeit. |
Fallneigung | Empfindung, nach vorne oder zur Seite zu kippen. |
Altersschwindel | Eine Kombination aus altersbedingten vestibulären und nicht-vestibulären Störungen. |
Liftschwindel | Empfindung, dass man nach oben oder unten gezogen wird. |
Drehschwindel | Empfindung, dass sich etwas um einen dreht, ähnlich wie auf einem Karussell. |
Schwankschwindel | Empfindung, als stünde man auf schwankendem Boden, beispielsweise wie auf einem Schiff. |
Vestibuläres System
Das vestibuläre System, auch bekannt als Gleichgewichtssinn, ergänzt unsere fünf Sinne Sehen, Riechen, Hören, Schmecken und Tasten. Es befindet sich im Innenohr auf jeder Seite des Kopfes und ist eng mit dem Bewegungssystem und den Augen verbunden.
Dieses System gewährleistet eine koordinierte Wahrnehmung von Augen und Körperhaltung/-bewegungen, sodass wir uns sicher bewegen und das Gleichgewicht auch bei komplexen Bewegungen halten können. Es ermöglicht uns, ein stabiles Bild der Umwelt wahrzunehmen, selbst während wir den Kopf bewegen.
Die Koordination all dieser Informationen für das Gleichgewicht und die Wahrnehmung unserer Eigenbewegung erfolgt im ältesten Teil des Gehirns, dem Hirnstamm und den Nervenzellen in den Vestibulariskernen sowie im Kleinhirn. Zusätzlich fließen Signale der Augen, Muskeln, Sehnen und Gelenke aus Armen und Beinen ein.
Damit dieser Ablauf problemlos funktionieren kann und die Informationen im Gehirn richtig miteinander abgestimmt werden, ist es entscheidend, dass jedes Teilsystem ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Weitere wichtige Faktoren sind:
- Der Blutfluss und Blutdruck
- Ein intakter Stoffwechsel
- Eine gesunde Psyche
Symptome und Ursachen
Schwindel ist neben Kopfschmerzen ein häufig auftretendes neurologisches Symptom, das verschiedene Gründe haben kann.
Zentral-vestibulärer Schwindel | Anhaltender Schwindel, Doppelbilder, Probleme mit der Koordination oder Sprechstörungen können unterschiedliche Ursachen haben. Sie können im Gehirn selbst liegen, neurologischer Natur sein, beispielsweise im Zusammenhang mit Multipler Sklerose, oder durch andere Vorgänge im Gehirn hervorgerufen werden, wie Infektionen oder Stoffwechselstörungen. |
Phobischer Schwankschwindel/ chronisch idiopathischer Schwindel (Nicht-vestibuläre Störung) | Ein instabiles Gleichgewichtsgefühl, als ob der Boden unter den Füßen schwankt, kann bei starkem seelischen Stress auftreten. Dieser Schwindel verstärkt sich oft während Kopf- und Körperbewegungen. Die Betroffenen entwickeln eine ängstliche Erwartungshaltung vor der nächsten Attacke, weshalb dieser Schwindel auch als phobischer Schwindel bezeichnet wird, der durch Angst ausgelöst wird. |
Gutartiger Lagerungsschwindel (Vestibuläre Störung) | In Schwindel-Spezialsprechstunden stellt diese Art von Schwindel eine häufige Diagnose dar. Plötzlich und anfallsartig entsteht ein intensives Schwindelgefühl, das durch Bewegungen von Kopf und Körper ausgelöst wird, insbesondere beim morgendlichen Aufstehen. In Ruhe lässt der Anfall relativ schnell nach, kann aber bei erneuter Bewegung sofort wiederkommen. Die Ursache liegt in winzigen Kalkpartikeln, auch „Ohrsteinchen“ genannt, die normalerweise im Gleichgewichtsorgan (Innenohr) verankert sind. Wenn sich solch ein Partikel löst und in die Bogengänge des Innenohrs gelangt, werden fälschlicherweise die Gleichgewichts-Sinneszellen aktiviert, sodass das Gehirn eine Drehbewegung registriert, obwohl sich der Körper in Ruhe befindet. Übelkeit und Erbrechen können begleitend auftreten. |
Morbus Menière (Vestibuläre Störung) | Störungen im Innenohr, die durch Flüssigkeitsansammlungen (Lymphe) verursacht werden, können zu intensiven Drehschwindel-Attacken und Hörproblemen mit Tinnitus, Übelkeit und Erbrechen, plötzlichen Stürzen oder Beinahe-Stürzen führen. Die Anfälle variieren in ihrer Dauer von Minuten bis Stunden und treten unregelmäßig auf, nehmen jedoch mit der Zeit an Häufigkeit zu. |
Vestibularis-paroxysmie | Diese seltene Erkrankung ist durch plötzlich auftretenden Drehschwindel gekennzeichnet, der nur für kurze Momente anhält und zu Gang- sowie Standunsicherheit führen kann. Bestimmte Kopfhaltungen können eine Attacke begünstigen. Als wahrscheinliche Ursache wird eine Gefäßveränderung nahe des Hirnstamms vermutet. |
Funktioneller Schwindel | Hierbei handelt es sich um einen anhaltenden Schwank- oder Benommenheitsschwindel, der länger als zehn Wochen andauert und an den meisten Tagen mehrere Stunden anhält. Die Symptome treten spontan auf und können durch aufrechte Körperhaltung, Bewegung (Gehen oder Fahren) und sich bewegende Reize (z. B. Lichtquellen, Menschen) verstärkt werden. Ablenkung oder Sport können die Beschwerden verbessern. Betroffen sind häufig Menschen mit einem ausgeprägten Hang zum Perfektionismus, Kontrollzwang und Grübeln. |
Neuritis vestibularis (Vestibuläre Störung) | Unerwarteter, intensiver Drehschwindel begleitet von Übelkeit/Erbrechen, Gang- und Standunsicherheit sowie Fallneigung. Die Symptome können Tage bis Wochen anhalten. Die Ursache liegt vorwiegend in einem einseitigen Funktionsausfall des Gleichgewichtsorgans aufgrund eines geschädigten Hörnervs. Eine Durchblutungsstörung, verursacht durch eine Herpes-Infektion, wird vermutet. |
Vestibuläre Migräne | Es handelt sich hierbei um eine spezielle Variante der Migräne, bei der zusätzlich zu den typischen Kopfschmerzen auch Schwindel, Übelkeit, Gang- und Standunsicherheit sowie Sehstörungen auftreten können. Diese Symptome können mehrere Stunden anhalten. Die Ursache dafür liegt in einer vorübergehenden Beeinträchtigung der Durchblutung des Hirnstamms. |
Bilaterale Vestibulopathie (Nicht-vestibuläre Störung) | Diese Erkrankung beeinträchtigt chronisch beide Gleichgewichtsorgane und/oder -nerven und äußert sich durch Sehprobleme, Schwankschwindel sowie Gang- und Standunsicherheit, besonders bei Dunkelheit, auf instabilem Untergrund und während der Bewegung. In Ruhe treten keine Beschwerden auf. Die möglichen Ursachen sind vielfältig, wie beispielsweise die Einnahme von Aminoglykosid-Antibiotika, eine Hirnhautentzündung oder ein gutartiger Hirntumor (Neurofibromatose Typ II). |
Schwindel kann verschiedene Ursachen haben, darunter auch harmlose Auslöser bei ansonsten gesunden Menschen:
- Schwangerschaft
- Ohrenschmalz
- Blutdruckabfall direkt nach dem Aufstehen
- Höhenangst
- zu viel Alkohol
- neue, falsch eingestellte Sehstärke bei Brillen
- Trauer
- Wechseljahre
- alte Brille mit veralteter Sehstärke
- Reisekrankheit
Wann ist ein Arztbesuch ratsam?
Schwindelsymptome können von verschiedenen Fachärzten wie Hausärzten, HNO-Ärzten, Neurologen, Internisten, Orthopäden und Psychiatern behandelt werden. Ein Termin beim Hausarzt ist empfehlenswert, wenn bestimmte Merkmale des Schwindels auftreten. Bei Bedarf kann dieser Sie dann gezielt an einen Spezialisten überweisen. Suchen Sie Ihren Hausarzt auf bei:
- Anhaltender Schwindel im Zusammenhang mit Herz-Kreislauferkrankungen, Stoffwechselerkrankungen oder Suchtproblematiken (Alkohol, Drogen, Medikamente)
- Wiederkehrender Schwindel in belastenden Situationen (z.B. Menschenansammlungen, vor wichtigen Terminen)
- Schwindel bei bestimmten Kopfbewegungen
- Plötzliche Schwindelattacken und Gefühl der Benommenheit, die einige Sekunden bis mehrere Stunden anhalten können
- Schwindel als Teil von Angststörungen oder Depressionen
- Schwankgefühl auf festem Untergrund
- Schwindelanfälle, die auftreten, wenn Sie die Position ändern (z.B. vom Liegen oder Sitzen), bei Arbeiten über dem Kopf, in Dunkelheit oder bei lauten Geräuschen.
- Schwindel in Verbindung mit Ohrerkrankungen (z.B. Mittelohrentzündung)
- Schwindelattacken bei Positionsänderungen (z.B. vom Liegen zum Sitzen, vom Sitzen zum Stehen)
- Anhaltender Schwindel plus weiteren Beschwerden wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Ohrschmerzen, Atemnot, Ohrgeräuschen oder Fieber
- Salvenartiger Schwindel ohne erkennbaren Auslöser, dauert Sekunden bis Minuten
Bei einem plötzlichen, ungewöhnlichen Schwindel mit Begleitsymptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Hör- oder Sehstörungen sollte umgehend der Notarzt alarmiert werden. Dies könnte auf einen Schlaganfall oder eine Transitorische Ischämische Attacke (TIA) hinweisen.
Diagnostik
Die Diagnosestellung erfordert eine gründliche Anamnese, bei der Sie folgende Informationen bereithalten sollten:
- Beschreibung der Situationen, in denen der Schwindel auftritt
- Empfindung des Schwindels und seine Dauer
- Begleitsymptome, die auftreten
- Zeitpunkte der Besserung
- Vorliegende Grunderkrankungen
Im Rahmen der internistischen Abklärung werden folgende Untersuchungen durchgeführt:
- Evaluierung der kardiovaskulären Funktionen
- Neurologische Untersuchung
- Überprüfung von Seh- und Hörvermögen
- Sensibilitätstest der Beine
- Bewertung von Stand- und Gangfähigkeit
Um die Art des Schwindels und seine Ursache genau zu bestimmen, sind möglicherweise weitere differenzialdiagnostische Schritte von entscheidender Bedeutung.
Behandlung
Die passende Behandlung hängt von der genauen Ursache des Schwindels ab, die manchmal nicht einfach zu finden ist. Abhängig vom Ergebnis können verschiedene Therapien zum Einsatz kommen:
- Pharmakotherapie
- Krankengymnastische Verfahren wie Physio- und Ergotherapie zur Optimierung des Gleichgewichtssinns, Schulung des Gangs und der Balance, gezieltes Training von Bewegungsabläufen, Sturzprophylaxe und Verhinderung von Fehlhaltungen
- Psychotherapeutische Ansätze als wirksame Option bei psychogenen Auslösern, eventuell ergänzt durch medikamentöse Unterstützung
- Operative Maßnahmen kommen nur in Ausnahmefällen in Betracht, beispielsweise bei Tumoren oder vaskulären Problemen
Ebenso haben sich körperliche Aktivitäten und Bewegung sowie Entspannungstechniken als effektive Ansätze erwiesen. Auf den Konsum von Nikotin und Alkohol sollte verzichtet werden.
Quellen
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/193355/Schwindel-Das-Einmaleins-der-Diagnose
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/59203/Leitsymptom-Schwindel
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/143233/Periphere-und-zentrale-vestibulaere-Schwindelformen
- https://www.amboss.com/de/wissen/Schwindel/
- https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/schwindel/was-ist-schwindel/
- https://idw-online.de/de/news742748